„Cranky Bodies Dance Reset“, Peter Pleyer © Michiel Keuper

Dance history dialogue

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Ein großer Dialog mit der Tanzgeschichte: Peter Pleyers Choreografie „Cranky Bodies Dance Reset“ in den Sophiensaelen

„The head is not fixed on the spine“ – die Überleitung Peter Pleyers in die 90-minütige Choreografie, der er eine persönliche Vorstellung der neun Performer*innen vorangestellt hat, löst im Publikum Schmunzeln aus und ist gleichzeitig Taktgeber des Abends: Die visuellen Ausflugsmöglichkeiten, die durch die persistente Bewegung auf der Bühne möglich gemacht werden, sind fast grenzenlos.

Die Gestaltung des Festsaals der Sophiensaele ist schnörkellos und lässt das Gefühl eines unmittelbaren Gegenübertretens zu: Alle Performer*innen sind beim Eintreten der Zuschauer*innen in kleinen Formationen in Bewegung, lächeln, schauen offen in den Raum, fordern uns auf, wahrzunehmen. Lediglich drei weiße Zwischenwände bilden eine zarte Begrenzung. Es geht hier auch um Formen, Farben und Bilder – die Kostüme, die lässig elegant vor allem in den Farben schwarz, weiß, rot, blau und pink gehalten sind, und die von den Performer*innen selbst aufgebauten temporären Installationen sind der Bewegung gleichberechtigte Teile der Choreografie. Das Zusammenbringen dieser Elemente erzeugt eine enorme Komplexität, die nicht nur auf das eklektische Moment von choreografischer Praxis verweist, sondern auch zu Überraschungsmomenten führt: Hatte ich gerade noch zwei der Performer*innen beobachtet, die in pink und blau gekleidet, durch die Weitergabe von Impulsen energetisch miteinander verschlungen waren, so wunderte ich mich im nächsten Moment über einen, nunmehr nackten Tänzer, der unter einer kleinen Bühne am rechten Rand liegend, einen Baumstamm umarmte.

Die fortdauernde Herausforderung der Wahrnehmung kommt nicht von ungefähr, weist doch bereits der Titel die namenhaften Inspirationsquellen aus, denen sich die hier gezeigte, körperliche Forschung annimmt. Im Ankündigungstext von Cranky Bodies Dance Reset wird die Rückkehr zur großen choreografischen Form ausgerufen – der hohe theoretische wie praktische Anspruch ist damit ebenso gesetzt wie die Aushebelung einer bloßen Rekonstruktion: Stephanie Skuras „Cranky Destroyers“ (1988), Sasha Waltz’ „Körper“ (1999), Lucinda Childs „Dance“ (1982), Trisha Browns „Set and Reset“ (1984) und Meg Stuarts „Built to Last“ (2014) scheinen damit eher als Quellen der Forschung zum Verhältnis von Improvisation und Choreografie, von kompositorischen Möglichkeiten von Bewegung, Bühnenbild und Kostüm, aber auch der Produktionsbedingungen zu fungieren. Was vor diesem Hintergrund schwer zu fassen scheint, ist an diesem Abend allerdings wunderbar zugänglich. Die Performer*innen kommen sich nah, stoßen sich ab, drehen durch, begeben sich in Auseinandersetzung mit der Musik und springen auch mal nackt ins Spagat. Ein Spagat ist mit dieser tänzerischen Forschung auch Peter Pleyer und den Performer*innen von Cranky Bodies gelungen: The head is not fixed on the spine!