SLEEPWALKING BALLAD ist eine Choreografie von Symbolic Movement Choir und feierte am 09.10.2025 im Pfefferberg Theater Premiere.
Strophe für Strophe, Kreis für Kreis, Unterbrechung für Unterbrechung.
Die Gruppe bewegt sich ganz in schwarz gekleidet und mit schwarzen Tüchern um den Köpfen auf der kleinen Bühne des Pfefferberg Theaters. Im Gegensatz zur karg gestalteten Bühne ist die Performance bestimmt durch dichte Bewegungsabläufe – Bewegungen, die sich wie Strophen eines Gedichts unterscheiden. Das ergibt Sinn, denn das Stück basiert auf dem surrealistischen Gedicht „Romance sonámbulo“ von Federico García Lorca – ein Gedicht über Liebe und Schmerz.
Strophe für Strophe wird dieses Spiel zwischen Liebe und Schmerz in den Bewegungen aufgegriffen. Die erste Strophe zeigt, wie die Gruppe sich bewegt, sich gegenseitig hält, zieht oder stützt. Dabei kreisen Arme und Körper. Doch die Bewegungen werden immer wieder unterbrochen. Die Tänzer*innen winden sich so lange, bis der Körper aufbegehrt. Die Gliedmaßen scheinen vom Körper wegzuschnellen und auszubrechen. Immer wieder Kreisbewegungen, immer ein Austrecken der Arme. Weiche Bewegungen bis zum Ausbruch. Zärtlichkeit gegen Härte, Härte gegen Zärtlichkeit.
So kommt die Performance nie in den Fluss, sondern zeigt, wie schwer es ist, in dieser Zeit der Krisen und Kriege im Flow zu bleiben. Die Performance teilt sich in einen Moment des Aufbegehrens und den Versuch des dagegen Ankämpfens oder in ein Aufgeben und Unterdrücktwerden.
Dieser Kampf zwischen Zärtlichkeit und Härte wird besonders in einem Pas de deux deutlich. Sanft rollen sich Tänzer und Tänzerin über den Boden, umspielen ihre Körper und unterstützen sich in ihren Bewegungen. Doch auch dieses Zusammenspiel wird immer wieder unterbrochen, indem sie sich gegenseitig wegschieben oder zu Boden drücken. Selbst die für das Ballett so typische Hebung endet nicht mit einem sanften Absetzen auf dem Boden, sondern in einem abrupten Auseinandergehen. Gekonnt wird hier moderner Tanz mit Bruchstücken des klassischen Balletts verwoben. Leichtigkeit löst sich in Schwere auf. Der alltägliche, innere und oft verborgene, Kampf, sein Leben zu leben und sich dabei mit den aktuellen Krisen zu befassen oder diese gar begegnen, wird in dieser Performance sichtbar.
Eine Pause von diesem Kampf gibt es nicht.
Am Ende stehen auf der Bühne erschöpfte Performer*innen. Mit Hilfe einer Waage und verbundenen Augen – wie Justitia – versuchen sie herauszufinden, wie viel ein Menschenleben wert ist. Eine Tänzerin sortiert währenddessen goldene Munition auf dem Boden. Der Versuch, Ordnung in diesem Chaos zu finden? Eine andere Tänzerin schlägt mit einer Axt auf einen Baumstumpf. Einhacken auf längst Totes. Einhacken auf die Natur und die Wehrlosen.
Doch im Gegensatz zu Justitia müssen sie hinschauen – mit Empathie und Menschenverstand – und sich diesen Kämpfen und Fragen stellen.
SLEEPWALKING BALLAD von Symbolic Movement Choir feierte am 09.10.2025 im Pfefferberg Theater Premiere.